Weil sofort einen Defibrillator besorgt werden konnte, war es möglich, das Leben eines 64-jährigen Mannes zu retten. Drei anwesende Feuerwehrmänner belebten ihn wieder, Passanten halfen.
Am Donnerstag, 21. Juni 2007, konnte einem 64-jährigen Mann dank des geistesgegenwärtigen Einsatzes von Anwesenden das Leben gerettet werden. Gegen 18.30 Uhr war der 64-Jährige nach einem Herzstillstand im Stachus-Untergeschoss am S-Bahn-Gleis Richtung Ostbahnhof leblos zusammen gebrochen. Ein in einer S-Bahn sitzender Arzt hatte den Vorfall mitbekommen und erkannte sofort die Gefahr. Zusammen mit drei zufällig anwesenden Feuerwehrmännern aus Kempten und Bayreuth kümmerte er sich um den bewusstlosen Mann. Ein Passant eilte zum Infostand der Aktion Münchner Fahrgäste, in dem deren Sprecher, Andreas Nagel, einmal die Woche arbeitet, und fragte nach einem Defibrillator. Herr Nagel holte das Gerät sofort von einer Wand in der Nähe der Stadtsparkasse und brachte es zum S-Bahnsteig. Mit Hilfe des Defibrillators konnten die Feuerwehrmänner den 64-Jährigen dann wiederbeleben. ‚Bereits nach dem ersten Stromstoß hat er wieder geschnauft‘, so Nagel erleichtert.
Die Feuerwehrmänner waren in München, weil sie dort gerade bei der Berufsfeuerwehr die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolvieren. Bis ein Notarzt eintraf unterstützen Andreas Nagel sowie andere Passanten die drei Männer bei der Versorgung des 64-Jährigen. ‚Ich war überrascht, wie gut alle reagiert haben.‘ Kaum jemand habe geglotzt. Und auch dass der Passant direkt beim Infokiosk nach dem Defibrillator gefragt hat, hat Herrn Nagel sehr gefreut. Denn genau für solche Situationen ist der Infokiosk am Stachus unter anderem auch gedacht: ein Anlaufpunkt für Fragen und Hilfeleistungen – mindestens einmal die Woche. Geöffnet ist der Infokiosk jeden Donnerstag (außer Feiertag) von 18 bis 20 Uhr.
Andreas Nagel hätte sich selbst auch zugetraut, das Gerät zu bedienen. Denn um den rettenden Elektroschock auszulösen, muss man kein Arzt sein bzw. medizinische Kenntnisse vorweisen. In München sterben jedes Jahr 2000 Menschen am plötzlichen Herztod. Experten schätzen, dass 90 Prozent von ihnen gerettet werden könnten, wenn sie rechtzeitig behandelt würden. Doch dafür vergeht oft zu viel Zeit bis der Notarzt vor Ort ist. Deshalb hat der Verein ‚München gegen den plötzlichen Herztod ‚ 39 automatische Defibrillatoren (AED) in 33 U- und S-Bahnstationen angebracht. Maßgeblich dafür eingesetzt hat sich Oberbürgermeister Christian Ude.
Die Defibrillatoren seien kinderleicht zu bedienen, so ein Feuerwehr-Experte. Man muss lediglich den grünen Knopf zum Einschalten drücken und dann den Anweisungen der Computerstimme folgen. Wo man die Elektroden auf die Brust kleben soll, geht aus Abbildungen auf dem Gerät hervor. Angst etwas falsch zu machen, brauche man nicht zu haben, so der Experte. Man könne keinen Schaden anrichten. Denn sobald die Elektroden aufgeklebt sind, misst das Gerät die Herztöne. Und der Defibrillator löst nur dann aus, wenn auch wirklich ein Kammerflimmern vorliegt.
Man sollte also keine Scheu davor haben, betroffenen Passanten zu helfen. Denn wenn ein Mensch zusammenbricht und nicht mehr auf Ansprechen und Berühren reagiert, zählt jede Sekunde. Da schon nach drei Minuten erste Hirnschäden auftreten können, sollte man nicht erst noch nach dem Puls tasten. Im Schnitt kommt der Notarzt nach sechs bis acht Minuten. Die Überlebenswahrscheinlichkeit sinkt allerdings in jeder Minute um rund zehn Prozent.
Nach Auskunft der behandelnden Ärzte habe der 64-jährige Obdachlose die Reanimation gut überstanden. Er wird mittlerweile nicht mehr künstlich beatmet, ist bei Bewußtsein und an ein Langzeit-EKG angeschlossen. Insgesamt befinde sich der Mann aber in einem schlechten Gesundheitszustand.