Ein Meilenstein, aber auch viel Stagnation und tragische Gewalttaten

Aktuelle Informationen für Presse und Rundfunk 28.12.2009 (57/2009)

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Das bald zu Ende gehende Jahr 2009 brachte die Fahrgäste zu einem Meilenstein, sie mußten aber auch viel Stagnation ertragen. Wichtige Aufgaben wurden nicht gelöst. Tragische Gewalttaten überschatteten die eigentlich gute Sicherheitslage bei Bus und Bahn.

Der Tod eines Fahrgastes im Bahnhof Solln war besonders tragisch. Am 12. September 2009 starb Dominik Brunner nach einer Auseinandersetzung mit zwei Jugendlichen, die zuvor Kinder im Zug bedroht hatten. Die Öffentlichkeit nahm großen Anteil an dem Geschehen und viele wurden ermutigt sich für die Sicherheit couragiert einzusetzen. Die Zahl der Straftaten sank zwar insgesamt, aber die Gewalt bei einzelnen Taten war teilweise extrem. Leider zeigte sich, daß die Überwachungskameras die Ermittlung von Tätern erleichterten aber auch, daß ihre abschreckende Wirkung gering ist.

Die Eröffnung der ersten Neubaustrecke der Münchner Trambahn seit über 40 Jahren ist ein wirklicher Meilenstein im Ausbau des einerseits leistungsfähigen, andererseits aber auch kostengünstigen Verkehrsmittels. Die Begeisterung der Bevölkerung und der Fahrgäste war nicht nur am Eröffnungstag im Dezember 2009 sehr groß. Auch die Zahl der Protestierer war auf ganze Zwei geschrumpft. Dies sollte der Politik Mut machen, neue Projekte anzustoßen. Die Leistung des Münchner Oberbürgermeisters, Christian Ude, wurde mit einem ‚Goldenen Schienennagel‘ gewürdigt. Auch in teilweise harten Auseinandersetzungen hatte er sich stets zur beliebten weiß-blauen Trambahn bekannt.

Nicht so erfolgreich erging es dem Ausbau der S-Bahn. Zwar gibt es einen neuen Haltepunkt ‚Hirschgarten‘ auf der Stammstrecke, aber der Konsens über die Zukunft der S-Bahn wurde noch nicht gefunden. Zwei Gutachten sollten die Diskussion versachlichen, aber noch stehen sich zwei große Blöcke in teilweise ideologischer Weise gegenüber. Fatal wäre es, wenn weder ein Südring noch eine zweite Stammstrecke jemals für S-Bahnzüge in Betrieb gehen würden. Wie weitsichtig unsere Vorfahren waren, das konnte beim Streckenjubiläum vom Ostbahnhof nach Ismaning im Juni 2009 beobachtet werden. Damals war es der ‚Krautexpreß‘, der die relativ geringe Bevölkerung an die Landeshauptstadt anschloß. Heute ist es ‚die‘ Flughafenlinie, auf der fast rund um die Uhr im 20-Minuten-Takt gefahren wird. Der Geschäftsleiter der S-Bahn, Bernhard Weisser, konnte sich über eine Auszeichnung des Fahrgastverbandes freuen. Sein guter kommunikativer Stil wurde dabei gewürdigt. Er hat auch dafür gesorgt, daß die S-Bahnen in München zwei neue Stimmen bekamen. Einmal leicht Bairisch und einmal richtig Englisch.

Schmerzhaft waren die Streiks bei den Stadtwerken. Die Fahrgäste mußten tagelang auf die U-Bahnen, Trambahnen und Busse der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) verzichten. Nachdem sich die städtischen Geschäftsführer eine saftige Gehaltserhöhung gegönnt hatten, waren die Argumente des Personals mehr als verständlich. Bis aber der Verhandlungsführer der Arbeitgeber einlenkte, mußten die Fahrgäste zu Hause bleiben oder sich irgendwie behelfen.

Der neue Trambahnzug, die ‚S-Klasse‘, war zwar für den Sommer 2009 versprochen, tatsächlich fuhr sie aber erst im Dezember im Fahrgastbetrieb. Wieder einmal zeigte sich, daß Münchner Sonderkonstruktionen viel Geld verschlingen und den Fahrgästen mehr schaden als nützen.

Am 2. Juni 2009 verstarb Bernd Helbig. Er war der Gründer und Ehrenvorsitzende der Freunde des Münchner Trambahnmuseums. Ohne seinen jahrelangen Einsatz wären viele Exponate in den Schrott gewandert und es gäbe kein Museum, das die Fahrzeuge und Gerätschaften des Linienverkehrs in München der Nachwelt erhält. Bernd Helbig hat uns ein Beispiel gegeben, was ein Einzelner erreichen kann, wenn er unbeirrt sein Ziel verfolgt und viele Mitstreiter dafür begeistern kann.

Die MVV-Tariferhöhung im Dezember 2009 kam bei den Fahrgästen schlecht an. Der Service bei der U-Bahn wurde zeitgleich eingeschränkt und wichtige Verbesserungen im Angebot wurden nicht verwirklicht.

Der Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt, wieviel zähe Vorarbeit zu leisten ist, wenn Projekte nicht nur Aktenordner füllen, sondern im tatsächlichen Verkehr das Angebot für die Bürgerinnen und Bürger wirklich verbessern sollen.

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