Augsburg hat moderne Technologien zu bieten

Wenn man moderne und erfolgreiche Technologien im Nahverkehr sehen will, so muß man seine Blicke nur nach Augsburg richten. Die städtischen Busse fahren alle mit Gas, die Trambahnen können ohne Oberleitung mit Energie versorgt werden – und die Mobilitätsdrehscheibe für Straßenbahnen und Züge wird gebaut.


Bild: Aktion Münchner Fahrgäste

Am Donnerstag, 31. Mai 2012 hat Bombardier Transportation eine neue Anwendung seines induktiven Stromübertragungssystems vorgestellt. Das PRIMOVE-System, das in einem Pilotversuch zunächst auf einer Versuchsstrecke des Straßenbahnnetzes in Augsburg installiert wurde, ermöglicht die kontaktlose Übertragung von Energie ohne Oberleitung. Das System ermöglicht die drahtlose Aufladung elektrischer Fahrzeuge während der Fahrt (dynamische Aufladung) oder im Stand (stationäre Aufladung) ohne Beeinträchtigung von Fahrgewohnheiten oder Fahrzeiten. Die Energieübertragung erfolgt hocheffizient und ohne Leistungseinbußen. In Kombination mit einem bordseitigen Energiespeicher lässt sich der Energieverbrauch sogar erheblich verringern. Durch das Ersetzen aller bisher für die Stromversorgung von Elektrofahrzeugen notwendigen Kabel und Drähte, wie z. B. Oberleitungen, lassen sich öffentliche Verkehrsnetze nun optisch ansprechend in die Umgebung integrieren. So bleiben Sehenswürdigkeiten, Parks und Denkmäler unbeeinträchtigt, und die Attraktivität der Stadt insgesamt wird gesteigert. André Navarri, President und Chief Operating Officer von Bombardier Transportation, verriet welche Vision das Unternehmen von der E-Mobilität hat: „Als Weltmarktführer in der Schienenverkehrstechnologie haben wir eine klare Vision der Städte von morgen. Wir stellen uns Städte vor, in denen alle Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden, und in denen Nahverkehrsmittel nicht ihr Umfeld verändern, sondern sich nahtlos einfügen und den Bewohnern geräuscharme und emissionsfreie Mobilität in der Stadt bieten. Vor allem jedoch schaffen wir E-Mobilität für alle Arten von elektrischen Fahrzeugen: Straßenbahnen, Busse, Pkws, Lkws und Taxis. Wie Sie hier in Augsburg heute sehen können, ist diese Vision nicht länger nur eine Vorstellung, sondern wird bereits Realität.‘ Rainer Bomba, Staatssekretär am Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, fügte hinzu: „Elektromobilität, Verkehrsplanung und Stadtentwicklung müssen heutzutage im Gesamtkontext gesehen werden. Die Technologien für die intelligente und nachhaltige Stadt von morgen haben wir bereits in der Hand. Nun ist es unsere Aufgabe, sie auch auf den Markt zu bringen. Die Ergebnisse der Erprobung in Augsburg zeigen deutlich, dass diese Technologie nun alltagstauglich ist. Ich freue mich, heute hier die Förderungsurkunde für die erste Anwendung der PRIMOVE-Technologie im Linienbetrieb in Braunschweig überreichen zu können. Wir möchten erfahren, wie eine gemeinsame Infrastruktur von Bussen und anderen Verkehrsteilnehmern wie Taxis oder Lieferfahrzeugen genutzt wird. Wir rechnen damit, dass die Ergebnisse uns wichtige Erkenntnisse bezüglich der Entwicklung von Infrastrukturen und der erforderlichen Anreize für eine schnelle Einführung von Elektrofahrzeugen in das Transportwesen bringen werden.‘

Bombardier Transportation hat im September 2010 in Zusammenarbeit mit der Stadwerke Augsburg Verkehrs-GmbH und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ein kontakt-und oberleitungsfreies PRIMOVE-System für Straßenbahnen auf einem bestehenden Streckenabschnitt der Linie 3 zum Messegelände installiert. Eine bidirektionale Bombardier-Niederflurstraßenbahn wurde mit zwei PRIMOVE-Stromempfängern (Aufnahmespulen) ausgerüstet, um den Strom aufzunehmen, der induktiv von den unterirdisch zwischen den Gleisen verlegten Kabelsegmenten übertragen wird. Wechselrichter entlang der Trasse sind mit einem 750 V-Gleichstromversorgungsnetz verbunden. Bei diesem Pilotversuch wurde der reguläre Betrieb in einem städtischen Umfeld simuliert. Durch dieTest wurden die Zuverlässigkeit des Systems unter allen Umgebungsbedingungen sowie die Einhaltung aller geltenden Vorschriften und Normen bezüglich der elektromagnetischen Verträglichkeit nachgewiesen. Bombardier erhält bei diesen Bemühungen Unterstützung vom TÜV SÜD sowie von anderen externen Gutachtern. Kürzlich wurde auch erstmals ein Automobil-Prototyp mit PRIMOVE-Technologie ausgestattet, um eine Reihe von Leistungstests auf der Augsburger Teststrecke sowie am neuen Bombardier-Kompetenzzentrum für elektrische Mobilitätstechnologie in Mannheim zu durchlaufen. Über das PRIMOVE-Pilotprojekt in Braunschweig Ab Juni 2012 wird Bombardier gemeinsam mit der Stadt Braunschweig und dem örtlichen Verkehrsbetreiber Braunschweiger Verkehrs-AG einen Abschnitt des Busnetzes auf umweltfreundlichen Elektrobetrieb umstellen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung gefördert und soll unverzüglich beginnen. Zunächst werden dabei zwei Busse mit PRIMOVE-Technologie auf einer 12 km langen Strecke eingesetzt. Zurzeit kommt die PRIMOVE-Technologie an verschiedenen Orten im In- und Ausland zum Einsatz. Von 2008 bis 2009 wurde ein erster Prototyp am Bombardier-Standort in Bautzen einem umfangreichen Testprogramm unterzogen. Dafür wurden eine Niederflur-Straßenbahn und eine Teststrecke mit PRIMOVE-Komponenten ausgestattet, um die Systemleistung unter einer Reihe typischer Betriebsbedingungen zu prüfen. Seit 2011 nimmt Bombardier gemeinsam mit anderen führenden Partnern aus Industrie und Hochschulwesen am DRIVE-Forschungsprojekt im belgischen Flandern teil, das zur Untersuchung der induktiven Aufladung von Elektrofahrzeugen dient und von der flämischen Regierung ko-finanziert wird. Für das Projekt wurden ein 125 m langer Abschnitt einer öffentlichen Straße in der Gemeinde Lommel und ein Bus von Van Hool mit PRIMOVE-Technologie ausgestattet. Neben dem Bus wird dort auch ein Pkw getestet. Kürzlich hat Bombardier in Mannheim ein eigenes Kompetenzzentrum zur Unterstützung von Partnerschaften und Projekten sowie zur besseren Nutzung von Möglichkeiten im hochdynamischen Marktsektor der E-Mobilität eröffnet. Das Zentrum verfügt über ein komplett ausgestattetes Energieversuchslabor für alle Fahrzeuganwendungen. Darüber hinaus hat Bombardier diverse Fahrzeuge erworben, an denen unabhängige Tests unter realen Bedingungen stattfinden.

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